Suitte d'un goût étranger - Marin Marais
Jahrelang versucht der Virtuose an der Gambe, Marin Marais, es sowohl den Anfängern des Instruments als auch den fortgeschrittenen Kolleg*innen recht zu machen. Am Ende hat er von Halbheiten genug. Seine "Suite nach fremdartigen Geschmack" ist ein Befreiungsschlag.
Natürlich habe ich „Die siebente Saite“ gesehen. Gleich zwei Depardieus spielen in diesem Film den großen französischen Komponisten Marin Marais in seiner Auseinandersetzung mit M. de Sainte-Colombe – einen anderen großen Gambenkomponisten seiner Zeit. Angeblich ist Marais dem großen, aber verschlossenen Lehrer heimlich zu dessen Gartenlaube gefolgt, um ihm beim Gambenspiel zu lauschen.
Was man sicher weiß: Marais wurde selbst belagert, denn seine Veröffentlichungen sind für die hunderten und tausenden Gambenspieler seiner Zeit die Standardwerke. Auf der Straße, beim Bäcker, im Salon – nirgends ist der Meister sicher vor Amateuren mit teuren Instrumenten und einem seiner Notenblätter, die eine Detailfrage klären wollen. Die Profis hingegen haben Marais unter Verdacht, sie dumm halten zu wollen, denn wo bitte tauchen in seinen Kompositionen all die wunderbaren Verzierungen und Phrasierungen auf, die er selbst ständig sehr zum Entzücken seines Publikums benutzt?
Am Ende hat Marais den Kaffee auf: Er veröffentlicht eine sagenhaft schwer zu spielende Sammlung von Kompositionen mit unerhörten und kuriosen Themen (Asthma? Amerikanerinnen? Grashüpfer?). Die Suite nach einem fremdländischen Geschmack wird zu einem Höhepunkt der französischen Barockmusik – und Marais hat einstweilen seine Ruhe...